Puten
Vom Truthuhn zur Mastpute
Das wilde Truthuhn wurde über viele Zucht-Generationen vom wachsamen, geselligen Hühnervogel zur schwerfälligen, gedrungenen Mastpute „weiterentwickelt“. Es wurde auf maximale Tageszunahmen mit schnellem Brustfleischansatz und maximale Körpermasse in Relation zu möglichst geringem Futterbedarf optimiert.
In der privaten Zucht werden heute weniger Rassen als vielmehr Farbschläge in Deutschland beschrieben – aber das Gros der gehaltenen Tiere entstammt wenigen sogenannten Reinzuchtlinien. Die Putenindustrie teilt sich den Markt für Brütereien, Mastbetriebe, Futtermittelhersteller und Schlachtereien. Die Reinzuchtlinien hingegen werden im Ausland gehalten. Wurden früher noch weltweit verschiedene Reinzuchtlinien gezüchtet, stammen die Linien heute vor allem aus Großbritannien, den USA und Kanada. Ein schrumpfender Gen-Pool mit dem Ergebnis: sinkende Anpassungsfähigkeit der Tiere in suboptimalen Haltungsbedingungen. Konkret gesetzlich geregelte Haltungsvorschriften, wie beispielsweise für Legehennen und Masthühner, gibt es für Mastputen allerdings nicht.
Qualzucht + suboptimale Haltungsbedingungen = Qualhaltung
Im Alter von vier bis fünf Monaten je nach Geschlecht wiegen die Puten bereits zwischen 10 und mehr als 20 kg: ein enormer Gewichtszuwachs in enorm kurzer Zeit. Und die Tendenz geht noch weiter – sowohl in die Richtung höherer Endgewichte als auch in den Bestandsgrößen. Ein natürlicher Tretakt wurde längst durch die künstliche Besamung abgelöst. Schmerzen, Leiden oder Schäden entstehen hier nicht nur auf Grund der Zucht auf Maximalleistung: Auf maximalen Profit orientierte Tierhaltung führt nicht selten auch zur Qualhaltung!
Weitere Informationen finden Sie hier.
Fortbildungsveranstaltung der Stabsstelle der Landesbeauftragten für Tierschutz BW vom 03.12.2024
Tierzucht & Tierschutz beim Mastgeflügel
Das Handout zum Vortrag von Prof. Dr. Bernhard Hörning finden Sie hier.
Bei möglichst viel Fleischansatz
Die Putenzucht zielt auf immer mehr Leistung: viel Fleischansatz in kurzer Zeit bei möglichst geringen Kosten. Die Folge der gesundheitlichen Probleme bei Puten sind weit bekannt. Trotzdem scheint es üblich und allgemein akzeptiert, Geflügel (Puten Hühner, Enten, Gänse) nur als Fleisch liefernde Massenware zu betrachten. Zucht, Haltung, Transport und Schlachtung sind auf wirtschaftlich vertretbare Optimierungsversuche ausgerichtet – dabei werden Leiden, Schmerzen und Schäden des Einzeltieres grob vernachlässigt.
Handlungsoptionen auch für Puten
Wir möchten durch Aufklärung und Aufzeigen von Handlungsoptionen den Vollzug des §11b auch für diese Tiere unterstützen. Und: wir möchten Züchter und politische Entscheidungsträger anregen, ihre Zuchtpraxis zum Wohle der Tiere radikal und kurzfristig zu ändern.
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