Katzenzucht

Historie

In Europa begann die organisierte Katzenzucht, die Cat Fancy, im 19. Jahrhundert in England. Zu dieser Zeit entstanden zahlreiche Katzenclubs. 1871 organisierte der Journalist und Buchautor Harrison Weir im Londoner Crystal Palace eine pompöse Katzenshow mit knapp 200 Katzen, die seitdem weltweit als Vorbild für alle weiteren Katzenausstellungen diente.

1910 wurde in Europa die erste Katzenzucht Dachorganisation gegründet, „The Governing of the Cat Fancy“, die GCCF. Heute sind dem GCCF mehr als 140 Clubs angeschlossen, regionale und rassenbezogene Clubs – darunter auch Clubs wie Sphinx Cat Club und White Persian Cat Club.

Die Aufgaben einer Katzen-Dachorganisation sind u.a. die Registrierung der „Zwinger“ oder “Cattery”, Ausgabe der Rassestandards, Organisation von Ausstellungen und die Aus- und Fortbildung der Katzenrichter.

Auf dem europäischen Festland entstanden Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr Katzenclubs. 1922 wurde in Deutschland der erste Katzenclub gegründet, der 1. Deutsche Angorakatzen-Schutz- und Zuchtverein, der später „1. Deutscher Edelkatzen-Züchter- Verband“, 1. DEKZV e.V., genannt wurde.

1950 wurde im belgischen Gent, die erste Katzen-Dachorganisation gegründet, die Fédération Internationale Féline (FIFe), der sich der 1.DEKZV im Jahr 1953 als Vollmitglied angeschlossen hat. Seit 1972 agiert die FIFe auch international und betreut heute etwa 38 Katzenverbände als Vollmitglieder in 40 Ländern. Der Sitz der FIFe ist heute in Luxemburg (www.fifeweb.org).

Aus Österreich sind der Klub der Katzenfreunde Österreichs sowie der Österreichischer „Verband für die Zucht und Haltung von Edelkatzen“ und aus der Schweiz der „Helvetische Katzenverband FFH“ der FIFe angeschlossen.

In der FIFe sind derzeit 48 Rassen in 4 Kategorien anerkannt. Die FIFe sieht ihre Aufgabe unter anderem darin, einheitliche Standards für die Katzenzucht sowie Regeln für Katzenausstellungen, die Richterausbildung und -Fortbildung, und Registrierung von Zwingernamen bereitzustellen und zu verwalten.

Nach der Gründung der Deutschen Rassekatzen Union (DRU) im Jahr 1970 entwickelte sich die Katzenzucht in Deutschland explosionsartig. 

Die DRU mit Sitz in Köln ist der erste autonome Katzenverein in Deutschland. Bis zu diesem Zeitpunkt war der 1.DEKZV der einzige Katzen-Verband in Deutschland. Die DRU orientiert sich nicht an den Regeln der FIFe, sondern an denen der englischen Dachorganisation GCCF. Eine unüberschaubare Anzahl von autonomen Katzenvereinen versorgte eine noch unübersichtlichere Anzahl an Katzenzüchtern mit Zwinger-Registrierungen, Ahnentafeln und Katzenausstellungen. Jeder autonome Katzenverein hatte eigene Regeln, wodurch ein heilloses Durcheinander entstand. Anfangs wusste man nicht, welche Rassen oder Farbschläge in den verschiedenen autonomen Katzenvereinen anerkannt waren. Nach welchen Standards die Richter die Katzen beurteilten war ein großes Rätsel. Auf den Katzenausstellungen der autonomen Katzenvereine traf man Katzenrichter aus England, Frankreich, Belgien und Holland.

1988 gründete die ehemalige Vizepräsidentin des 1.DEKZV, die WCF, die World Cat Federation in Rio de Janeiro, Brasilien. Heute ist der Sitz der WCF in Essen, Deutschland. (www.wcf-online.de). Der WCF sind mehr als 250 Katzenverbände, -Vereine oder -Clubs in der ganzen Welt angeschlossen. Mit 91 anerkannten Rassen übertrifft die WCF sogar die amerikanische TICA, The International Cat Association, die nur 71 anerkannte Rassen auf ihrer Webseite aufgelistet hat. (Stand 2021)

Die WCF ist wenig kritisch bei der Anerkennung neuer Rassen. In dieser Organisation findet man die größte Anzahl defektbelasteter Katzenrassen. 

Viele weitere autonome Katzenvereine in Deutschland orientieren sich nun an den bei der WCF anerkannten Rassen und Varietäten. Als Folge sieht man auf den Katzenausstellungen der autonomen Katzenvereine eine große Anzahl von Individuen mit tierschutzrelevanten Merkmalen. Außer den zuvor genannten Katzen-Dachorganisationen GCCF, FIFe und WCF gibt es noch eine große Anzahl von Katzenzucht-Dachverbänden, die in Europa eher wenig Bedeutung haben. 

Wie entstehen neue Katzenrassen? 

Neue Katzenrassen entstehen durch Mutationen, züchterischer Selektion von Merkmalen oder durch Kombination verschiedener etablierten Rassen, je nach Mode oder “Kreativität“ des Handelnden. Wenn eine genügend große Population einer neuen Rasse erschaffen ist, beantragt der jeweilige Katzenverein bei einer selbstgewählten Dachorganisation die Anerkennung der neuen Rasse. Die Dachorganisation überprüft den Antrag und trifft – nicht selten ohne tiermedizinischen Fach-und Sachverstand einzuholen-, eine Entscheidung. Es entsteht der Eindruck, als wenn die „Entscheider“ sich dabei häufig wie bei einer Typenzulassung im Industriebereich verhalten ohne Rücksicht darauf, dass es sich um lebende, fühlende Wesen handelt, die ein Recht auf Unversehrtheit, Wohlbefinden und Ausleben ihrer arteigenen Verhaltensweisen haben.

In der Vergangenheit wurden bei der Anerkennung “neuer Rassen“ die Vorgaben des Tierschutzgesetzes zu wenig oder gar nicht berücksichtigt. 

Wissenschaftliche Informationen, die in ausreichendem Maß vorhanden sind, blieben bei der Anerkennung von Rassen durch die Dachorganisationen in der Regel unberücksichtigt. Ein Rassestandard (Standard of Points) ist die von einem Katzenzuchtverein herausgegebene Beschreibung der charakteristischen Merkmale, die eine bestimmte Katzenrasse ausmachen, beschreibt also in erster Linie das „Idealbild“ einer typischen Vertreterin der jeweiligen Rasse. Die im Rassestandard aufgeführten Merkmale beziehen sich immer auf den Phänotyp des Tieres, der sich verhältnismäßig einfach überprüfen (kontrollieren) lässt.

Die Rechtfertigung mit Tieren zu züchten, bei denen das Aussehen mit sogenannten Letalfaktoren in Zusammenhang zu bringen ist oder für deren Zucht ein ganz besonders gutes Fachwissen zur Genetik erforderlich wäre, zeigt die Notwendigkeit von klaren Definitionen der Qual- oder Defektzuchtsymptome auf.