Qualzucht bei Puten
Einführung
Das Haustruthuhn- Entwicklung der Zucht
Das Haustruthuhn, Meleagris gallopavo Linnaeus forma domestica, auch Pute genannt, hat seinen Ursprung in Nordamerika und stammt von der möglicherweise ausgestorbenen Unterart Meleagris gallopavo gallopavo im Süden Mexikos, sowie durch eine Einkreuzung von der östlichen Unterart Meleagris gallopavo silvestris ab (CRAWFORD 1992; KENNAMER et al. 1992; SKUTCH 2000; SPELLER et al. 2010). Die wilde Form unterscheidet sich sowohl im Körperbau als auch im Verhalten von der domestizierten. Letztere ist gedrungener, deutlich schwerer und auf ein schnelles Wachstum gezüchtet. Die Brust ist breiter und tiefer. Die Beine sind kürzer, schwerer und stehen weiter auseinander. Die rote bis pinke Farbe an den Metatarsalia der Wildform ist beim Haustruthuhn nicht mehr vorhanden. Der Hals des Haustruthuhns ist kürzer und dicker, die Kopfanhänge und Karunkeln sind ausgeprägter. Von den Organen sind das Gehirn, die Hirnanhangsdrüsen und die Nebennieren des wilden Truthuhns schwerer als die des Haustruthuhns. Wilde Truthühner zeigen sich lebhafter und wachsamer. Andererseits beginnt beim Haustruthuhn die Geschlechtsreife schon mit einem Jahr statt wie bei der Wildform mit zwei Jahren. Haustruthennen brüten früher im Jahr, oft bevor das Wetter draußen günstig ist und verbergen das Nest weniger sorgfältig. Während die Jungen der Wildstammform beim Warnruf der Henne förmlich erstarren, fahren die Küken des Haustruthuhns in ihren Bewegungen fort. Die Prägung spielt eine wichtige Rolle bei der Domestikation. Für die Puten gehört die Prägung zu einer normalen sozialen Entwicklung dazu. Tiere ohne Prägung zeigen Defizite in ihrem Elternverhalten. Eine lange Verbindung mit der Henne scheint essentiell zu sein. Das künstliche Ausbrüten und Schlüpfen in Brutmaschinen verhindert soziale Erfahrungen (HEALY 1992). Zusammenfassend schreibt SKUTCH (2000): „Das Haustruthuhn hat – ähnlich wie das Haushuhn – die Eigenschaften verloren, die für das Dasein in der Wildnis erforderlich sind.“
Domestikation
Die Domestikation beginnt bereits vor rund 2500 Jahren durch indianische Stämme wie die Azteken und eventuell auch die Maya sowie Stämme im Südwesten von Nordamerika, bevor die Entdecker des amerikanischen Kontinents die Pute um 1520 nach Europa bringen und die Domestikation fortführen (HOY 2009; KENNAMER et al. 1992; THORNTON et al. 2012). Manche Quellen gehen von einem früheren Datum des Transports nach Europa aus (SCHORGER 1963). Der erste Deutsche berichtet 1530 von Puten (HERESBACH 1614). In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gelangen auch die ersten Puten nach Norddeutschland (RIEDEL 1953). In Europa finden die Tiere besonders an den europäischen Königshäusern eine schnelle Verbreitung. Im Jahre 1585 ist die Zucht in England bereits gut entwickelt (RIEDEL 1953), während in Deutschland Puten erst nach dem 30-jährigen Krieg häufiger gehalten werden (MEHNER 1962). Anfang des 17. Jahrhunderts beginnend gelangen Puten aus Europa zurück auf den Nordamerikanischen Kontinent und werden dort mit der Unterart Meleagris gallopavo silvestris gekreuzt, was zu größeren bronzefarbenen Hybriden führt, deren Zucht wiederum besonders in Großbritannien fortgeführt wird (CRAWFORD 1992; HAFEZ 1997; KENNAMER et al. 1992). Während bronzefarbene Puten bis ins 20. Jahrhundert hinein weit verbreitet sind, gewinnen ab dem 20. Jahrhundert weiße Puten zunehmend an Bedeutung (Anon. undatiert; Anon. 2014a ). In Europa wird sich stark an den Zuchterfolgen in Amerika orientiert. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist White Holland, in Deutschland unter dem Namen Virginische Schneepute bekannt, die einzige kommerziell gehaltene weiße Rasse (LANDWIRTSCHAFTSKAMMER NRW, 2015).
Sie wird bereits 1874 in den USA als Standard definiert (MARSDEN und MARTIN 1955). Die Abstammung weißer Puten ist sowohl auf Bronzeputen als auch auf schwarze Puten mit jeweils rezessivem weißem Allel zurückzuführen, welches die Pigmentierung des Gefieders, der Läufe, der Füße und des Schnabels, aber nicht des Auges verhindert, weshalb es sich hierbei nicht um Albinos handelt, die unabhängig davon auftreten können (MARSDEN und MARTIN 1955; MEHNER 1962). Mitte des 20. Jahrhunderts werden in Deutschland vor allem acht Putenrassen gezüchtet, von denen gleichfalls dem weltweiten Vergleich Bronzepute und virginische Schneepute am häufigsten gehalten werden (RIEDEL 1953). Es entstehen diverse Farbschläge und von diesen wiederum verschiedene Zuchtlinien (MARSDEN und MARTIN 1955). Heute wird davon ausgegangen, dass es lediglich eine Rasse mit verschiedenen Farbschlägen und Zuchtlinien gibt (GUAN et al. 2015).
Mit der verstärkten Zucht auf einen größeren Brustmuskelanteil, beginnend in den 20ern und forciert in den 50ern des vorigen Jahrhunderts mit dem Ergebnis der breitbrüstigen Bronzeputen in England und dem Export nach Kanada 1927 und den USA sowie der Einkreuzung von Puten mit weißem Gefieder wie White Holland zu breitbrüstigen weißen Puten, beginnt der Einstieg in die heutige Zuchtentwicklung (ANON. 2014b; HAMAD et al. 1955, zit. n. ASKIE 1963; MARSDEN und MARTIN 1955). Breitbrüstige weiße Puten setzen sich gegenüber Bronzeputen aufgrund höherer Gewichtszunahmen (HAFEZ 1997) und von Vorteilen beim Rupfen wie fehlende Verfärbung der Haut und geringer Auffälligkeit verbleibender kleiner Federn durch (MARSDEN und MARTIN 1955). Parallel werden leichtere Puten entwickelt wie die weiße Beltsville in den USA. Die Puten-Hybriden in den 70er Jahren gehen vor allem auf die großen weißen und die kleinen Beltsville Puten zurück, wobei bereits damals das Gros der Mastputen aus wenigen Zuchten stammt, unter denen die Firma Nicholas bereits führend ist (HESSE und SCHOLTYSSEK 1978). Wie beim Vorreiter USA vollzieht sich auch in Deutschland die Entwicklung von Putenfleisch vom wertgeschätzten Festtagsbraten hin zum alltäglich verfügbaren billigen Konsumfleisch, jedoch langsamer und in Konkurrenz zum Huhn (MEHNER 1962). Die Folge ist die Weiterentwicklung der Zucht schwerer Puten. Die Geschwindigkeit des Wachstums und die Endgewichte der Tiere steigen immer weiter an, parallel mit der Zunahme der Bestandsgrößen (GRASENACK 1976).
Während die Tiere über Jahrhunderte sowohl der Fleisch- wie der Eierproduktion dienten, wird mit der Zuchtentwicklung breitbrüstiger Bronze- und weißer Puten ab Mitte des 20. Jahrhunderts mehr dazu übergegangen, Puten vor allem für die Fleischproduktion zu halten. So werden mehrere Rassen und Zuchtlinien in der Hybridzucht gekreuzt, was dazu führt, dass neben den Masttierherden, auch Elterntier-, Großelterntier-, ggf. Urgroßelterntierherden sowie Reinzuchtlinien für die Vermehrung von Hybridzuchtlinien entstehen (NEETESON et al. 2016). Für die Linienkreuzung werden jeweils ein oder zwei Hahnenlinien, deren Zuchtschwerpunkt auf Körpergewicht, Futterverwertung und Brustfleischanteil liegt, mit ein bis zwei Hennenlinien, die gegensätzliche Zuchtschwerpunkte Körpergewicht und Reproduktionsleistung haben, gekreuzt (MEYER 2013).
Begleitprobleme
Obwohl die Elterntiere bis zu 40 Kilogramm schwer werden können, werden die Masttruthähne gegenwärtig bereits mit etwa 20 Wochen und einem Gewicht von 21 Kilogramm und die Masttruthennen mit etwa 15 Wochen und einem Gewicht von 10 Kilogramm geschlachtet (ABOURACHID 1991; AVIAGEN TURKEYS LTD. 2014; AVIAGEN TURKEYS LTD. 2012). Der enorme Gewichtszuwachs führt dazu, dass ab Mitte des 20. Jahrhunderts begonnen wird, Puten künstlich zu besamen, um gewichtsbedingte Schäden beim Tretakt zu vermeiden (RIEDEL 1953).
Konzentration der Zuchtunternehmen
Wird Mitte des vorigen Jahrhunderts noch weltweit auf zahlreiche Unternehmen verteilt gezüchtet, stammen heute die meisten Tiere aus der Zucht von zwei Unternehmen: Aviagen Turkeys Ltd., einem Zusammenschluss von British United Turkeys Ltd. aus Großbritannien und Nicholas Turkey Breeding Farms Inc. aus den USA als Teil der EW GROUP GmbH, oder Hybrid Turkeys LLC aus Kanada, die zu Hendrix Genetics Ltd. gehören (MEYER 2013). Weitere Unternehmen wie Kelly Turkeys aus Großbritannien oder Grimaud Frères Seléction aus Frankreich zur Groupe Grimaud gehörend, liefern in Deutschland vor allem Tiere für den Bereich der ökologischen Tierhaltung (DAMME und HILDEBRAND 2002; JEROCH et al. 2013). Parallel dazu wird der genetische Pool immer kleiner (PISENTI et al. 1999). Die Anpassungsfähigkeit der Tiere an suboptimale Haltungsbedingungen und an sich verändernde Umwelteinflüsse ist dabei durch die bisherige Zucht zurückgegangen und bedarf einer größeren Aufmerksamkeit (DELANY 2003; MUIR et al. 2014).
In der Liste der europäischen Geflügelrassen werden derzeit 20 Putenrassen geführt (EE 2012). In der Zahl gehaltener Tiere dominiert in Deutschland jedoch deutlich der Hybrid B.U.T. 6 der Firma Aviagen turkeys (DAMME und HILDEBRAND 2002; JEROCH et al. 2013). Dieser Hybrid ist eine 3-Linienkreuzung aus einer schweren und “fleischbringenden” Hahnenlinie und aus den beiden Hennenlinien B 6 FLX mit hoher Reproduktionsrate und B 6 ML mit hoher Zunahme und guter Futterverwertung (JEROCH et al. 2013; MEYER 2013). Das Beispiel von B.U.T. 6 und seinen Vorgängerlinien bzw. Bezeichnungen unter denen diese vermarktet wurden, zeigt, wie groß die Zunahmen des Lebendgewichts in den letzten Jahrzehnten waren. 18 Wochen alte Truthähne und -hennen hatten folgende Gewichte: 1966 Triple 6: 9,45 kg und 6,75 kg, 1972 BUT 6: 10,27 kg und 7,27 kg, 1981 Big 6: 12,67 kg und 8,78 kg, 2012 B.U.T. 6: 18,41 kg und 12,48 kg (AVIAGEN TURKEYS LTD. 2012; NIXEY 1996).
Geschichte und Entwicklung der Putenhaltung
Entsprechend der Domestikation ist die Putenhaltung um die 2500 Jahre alt. Bei den Azteken werden die Puten eingezäunt und erhalten nach der Recherche von SCHORGER (1963) zum Teil einen Unterstand. Diese Form der Haltung wird in Europa zunächst übernommen. Im 19. Jahrhundert werden Puten in Deutschland in einer Kombination von Weide und Stall gehalten (ANON. 1840). Durch den Weidegang kann Futter eingespart werden, weshalb die Weidehaltung bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts in vielen Ländern Bestandteil der Haltung blieb (ASKIE 1963). Die wiederholte Nutzung von Ausläufen führt zu einem gehäuftem Auftreten von Infektionserkrankungen und die klimatischen Verhältnisse in Deutschland erschweren die Arbeitsbedingungen (FOERSTNER 1969; GRASENACK 1976). DAMME und HILDEBRAND (2002) und SCHLUP (1997) halten dagegen Puten für die ganzjährige Freilandhaltung mit frostsicherem Stall für geeignet. Dagegen sind schwere Zuchtlinien aufgrund der Mastintensität und damit verbundener Behinderung der Fortbewegung durch Beinschwäche, für die Freilandhaltung nicht geeignet (SCHLUP 1997), während LE BRIS (2005) sie für geeignet hält. Als nachteilig (wirtschaftlich) im Vergleich mit der Weidehaltung in den USA wird in der Bundesrepublik Deutschland nach KRÜGER (1969) der höhere Futterverzehr je Kilogramm Zuwachs bei gleicher Gewichtsentwicklung, erhöhte Futterverluste durch Vogelfraß und höhere Tierverluste durch die Aufnahme von Fremdkörpern gesehen. Nach GRASENACK (1976) führen die genannten Nachteile in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu einem Wandel von der Mehrphasenhaltung in intensiver Auslaufhaltung in Kombination mit Weideflächen hin zu einer Ein- bis Zweiphasenhaltung in Bodenintensivmast auf Tiefstreu. In der Bundesrepublik Deutschland ist dies nach FOERSTNER (1969) bis heute die vorherrschende Haltungsform für schwere Mastputen (WISSENSCHAFTS- UND INFORMATIONSZENTRUM NACHHALTIGE GEFLÜGELWIRTSCHAFT (WING) 2015). Die Haltung der Tiere auf Rosten und in Käfigen wurde erprobt (GRASENACK 1976; MANLEY und MULLER 1973; MARSDEN und MARTIN 1955). Eine Käfighaltung für Mastputen setzte sich nicht durch, da Frakturen und Verkrümmungen der Beine auftraten auftreten und von einer “schlechteren Schlachtqualität bei sogenannten Käfigputen auszugehen ist” (GRASENACK 1976). Auch spätere Untersuchungen zeigen vermehrt Beinverletzungen und Brusthaut- veränderungen aufgrund der Käfigaufzucht (CHEN et al. 1991).
In der „Empfehlung in Bezug auf Puten (Meleagris gallopavo ssp.)“ von 2001 des „Europäische[n] Übereinkommen[s] zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen“ des Europarates wird die Haltung von Truthühnern in Käfigen und auf perforierten Böden abgelehnt, dafür aber die Haltung der Tiere auf Einstreu gefordert (ANON. 2001).In einem aktuellen Gutachten, das im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz entstand, wird darauf verwiesen, dass eine Optimierung der Haltungsbedingungen nicht ausreicht, um die negativen Auswirkungen auf die Tiergesundheit und das Verhalten, welche durch die einseitige Zucht zur Maximierung der Mastleistung entstehen, zu kompensieren (KRAUTWALD-JUNGHANNS und ŠIROVNIK KOŠČICA 2020).
Industrielle Putenproduktion und Haltungsformen
Die Putenproduktion in Deutschland besteht heute aus vier Säulen: Vermehrungsbetriebe mit angeschlossener Brüterei, Mastbetriebe, Futtermittelhersteller und Schlachtereien (HAFEZ 1997), während die Basis- und die Elterntierzucht im Ausland stattfinden. Die Mast ist darüber hinaus in eine Aufzucht- und in eine Mastphase getrennt (BERK 2013; FELDHAUS und SIEVERDING 2007; HAFEZ 1997). Diese Trennung erfolgt zunehmend nicht nur räumlich, sondern auch nach Standort (BERK 2013). Jeder einzelne Produktionsabschnitt ist wichtig für die folgenden: Nach ORSÄGH (1961) und HAFEZ (2007) braucht es eine gesunde Elterntierherde für ein gutes Brutergebnis, nach GRASENACK (1976) sind für das Aufzuchtergebnis gesunde Eintagsküken entscheidend und nach FELDHAUS und SIEVERDING (2007), kann in der Mastphase nicht mehr aufgeholt werden, was in der Aufzuchtphase versäumt wurde. In den Erzeugergemeinschaften, und Unternehmen aus den zuvor genannten vier Säulen, sind die Betriebe durch Verträge oder durch Eigentumsverhältnisse besonders eng miteinander verbunden.
Die Art der Haltung von Mastputen lässt sich nach den aktuellen für Deutschland geltenden Gesetzen grob in eine intensive, eine extensive und eine ökologische Haltung einteilen.
Konkrete gesetzlich geregelte Haltungsvorschriften, wie sie beispielsweise für Legehennen und Masthühner bestehen, fehlen bisher für Mastputen.
Die zugelassene Besatzdichte kg Körpergewicht pro qm² und der Zugang zu einem Auslauf sind die Hauptunterscheidungsmerkmale zwischen den Haltungsformen.
In der intensiven Haltung gelten nach den „Bundeseinheitliche[n] Eckwerte[n] für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“ (Puteneckwerte) Besatzdichten von 45 bis 58 kg/m² (BML 1999; VDP 2013). Gesetzlich geregelt ist die Besatzdichte in der extensiven Haltung mit maximal 25 kg/m² und in der ökologischen Haltung mit maximal 21 kg/m² (ANON. 2008a; ANON. 2008b), wobei sich die Werte auf Besatzdichten im Stall beziehen, während durch den jeweils dazugehörigen Auslauf die Besatzdichten in der Aktivitätsphase nur ein Bruchteil betragen. Die Unterbringung erfolgt in der intensiven Haltung im Stall mit maximal Zugang zu einem Wintergarten, gegenüber der ökologischen Haltung mit einer Kombination aus Stall und Auslauf oder Stall und Weide. Tiere in der extensiven Haltung können sowohl mit als auch ohne Auslauf gehalten werden. Die ökologische Haltung machte 2020 mit 265.131 Tiere nur 1,9 % des Gesamtbestandes an Truthühnern, Gänsen und Enten in Deutschland aus (DESTATIS 2021). Aktuell hat Ökogeflügelfleisch laut Aussage des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft, einen Marktanteil von gerade mal 2,6 Prozent.
Bei der Agrarstrukturerhebung im März 2016 wurde erstmals die Anzahl ökologisch gehaltener Tiere erfasst. Diese Werte lagen in der Regel unter den Tierzahlen, die durch die Öko-Kontrollstellen erfasst wurden. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Meldepflicht in der Geflügelhaltung erst ab 1.000 Haltungsplätzen für Geflügel greift (BUNDESANSTALT FÜR LANDWIRTSCHAFT UND ERNÄHRUNG 2016).
Qualzucht bei der Pute
Bei Puten führen die negativen Auswirkungen einer jahrzehntelangen vornehmlich auf Maximalleistung und maximalen Profit ausgerichteten Zucht zu vielen Problemen. Während die Zucht auf Maximalleistung (größtmöglicher Zuwachs in kürzester Zeit) unter dem Gesichtspunkt der Qualzucht zu betrachten ist, muss diese von der auf maximalen Profit ausgerichteten, dem Tier Leiden erzeugenden Tierhaltung, unterschieden werden. Schmerzen, Leiden und Schäden entstehen jedoch sowohl durch Qualzucht als auch durch Qualhaltung.
In den Ausführungen wird bewusst von Maximalleistung gesprochen. Ziel einer Nutztierzucht ist immer die Steigerung der Leistung, die aber auf einen dabei gesund bleibenden Gesamtorganismus abzielen muss, der in der Lage ist, die Leistung zu erbringen ohne die physiologische Anpassungsfähigkeit zu überfordern und dadurch die Entstehung von Schmerzen, Leiden und Schäden zu befördern. Eine Maximierung der Ausprägung von einzelnen Zuchtmerkmalen, besonders die von Leistungsparametern, geht zu Lasten des Gesamtorganismus.
In der Theorie besteht die Möglichkeit, eine Pute wie einen Hochleistungssportler oder einen Intensivpatienten zu versorgen, aber das stößt in der Praxis an die Grenzen eines rentabel und ökologisch nachhaltig wirtschaftenden Unternehmens und ist somit nicht durchführbar. Das Argument, mit einer Optimierung des Haltungsmanagements ließen sich Zuchtdefizite und eine ungeeignete Haltungsform kompensieren, ist damit nicht zutreffend. Eine Optimierung des Haltungsmanagements dient in erster Linie dazu, haltungsbedingten Erkrankungen vorzubeugen.
Die Tiergesundheit entsteht aus der Schnittmenge einer ausgewogenen auf die jeweilige Haltungsform angepassten Zucht mit einem optimalen Haltungsmanagement.
Schmerzen, Leiden, Schäden können zuchtbedingt,haltungsbedingt oder aus der Kombination von Zucht und Haltung entstehen. In der Beurteilung muß berücksichtigt werden, dass zuchtbedingte und haltungsbedingte Ursachen zur gleichen Erkrankung bei den Tieren führen können.
Die negativen Auswirkungen auf die Tiergesundheit lassen sich in der Putenzucht auf drei Zuchtziele zurückführen (ANON. 2001; HÖRNING 2008): Maximale Körpermasse, Maximale Tageszunahme=schnelles Wachstum und Maximaler Brustfleischansatz.
Die zugehörige Literatur finden Sie hier.